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Eine andere Zeit

Es ist Samstag und normalerweise wäre ich in meinem Hundepark, umgeben von Menschen und ihren Hunden. Wir würden trainieren, diskutieren, lachen, uns umarmen und gemeinsam bei Bea am Hüttchen Kaffee trinken. Ganz ohne Sorgen wären wir nicht. Gesundheitliche, persönliche oder berufliche Probleme und Nöte würden wir als Teil unserer Gemeinschaft bewältigen. Und nun das!

Eine Gefahr, die hinterrücks und unsichtbar lauert, die uns von unseren Mitmenschen distanziert und uns einsam und unfrei macht. Obwohl ich versuche keine Angst zu haben, sitzt sie tief in meiner Brust. Seitdem ich ein kleines Mädchen war, reagiere ich reflexhaft auf nagende, kreisende Gedanken, für die es (noch) keine Lösung gibt, mit Laufen. Ich laufe mit meinen Hunden und gebe dabei im Rhythmus meiner Schritte die belastende Energie an den Boden ab. Schritt für Schritt lockert sich meine verspannte Muskulatur und die gleichmäßige Bewegung entspannt meinen verhärteten Körper.

 

Ich werde aufrecht und gehe zügig dem Anstieg entgegen. Man kann nicht grübeln, wenn man kräftig atmen muss. Den Rest erledigen meine Hunde. Ich muss mich auf Ludmilla konzentrieren, damit sie mir nicht an ihren Lieblingsstellen entwischt. Ist die Pfeife parat? Das Zeitfenster für das Gelingen des Stoppfiffs ist zu kurz für Grübler.

 

Mich begleiten zwei Labradore, der eine liebt Kuhdung und der andere Mäuselöcher. Beides hat es reichlich auf unserem Spazierweg.

 

Es ist gut, wenn ich die Füchse vor Tuula entdecke, sonst verfolgt sie diese bis in deren zu Hause und bleibt dort auch ohne Ausgangsbeschränkung!

 

Nelson ist taub. Stocktaub! Den Test, ob ich es schaffe Käse aus dem Kühlschrank zu holen, ohne dass er es hört, hat er bestanden. Ich hatte den Käse in der Hand und er schlief immer noch. Aber Nelson macht keinen Ärger (mehr), der läuft, wie schon sein ganzes Leben, immer in meinem Windschatten.

 

Irgendwann gehe ich aufrecht, richte den Blick auf die Schönheit der Natur und ihrer kleinen Geheimnisse. Ich bin wieder zuversichtlich. Spüre meine innere Vielfalt und nicht nur die Angst. So setzte ich mich in mein kleines, rotes Auto, für die Realität gewappnet.

 

Ludmilla ist keiner ihrer kleinen Abstecher gelungen. Doch der verströmende Duft sagt mir, dass Bacci doch, von mir unbemerkt, den ein oder anderen Haufen gefunden hat. Junior hat die Erde noch zwischen den Zähnen und die Pfoten sehen nach einem Tag im Bergwerk aus.

 

Tuula war sehr brav und fährt mit mir nach Hause. Ich fühle mich ruhig, reich und frei.

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Kommentare: 1
  • #1

    Wolfgang Dörken (Montag, 30 März 2020 08:53)

    Das hast du sehr schön geschrieben und es ist absolut nachvollziehbar aber es sind momentan sehr ungewöhnliche Zeiten und ich gehe mit einem Freund mit Hund und Gina jeden Tag ein bisschen auf die Runde aber so wie du bin ich mit Gina nicht unterwegs ,leider wünsche dir eine wunderbare Woche die Nachrichten von dir waren ja nicht so ganz toll schauen wir mal
    liebe Grüße Wolfgang