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Jagdhundetraining – 1. Teil: Vorstehhunde

Eine sinnvolle Hundeausbildung basiert auf einem vernünftigen Fundament und verfolgt einen systematischen Aufbau. Dies setzt voraus, dass sich der Halter schon bevor er mit der Ausbildung beginnt Gedanken macht, was er von seinem Hund zukünftig erwartet, wie er ihn einsetzten möchte und welche Prüfungen für ihn wichtig sind.

Je genauer die Überlegungen im Vorfeld sind, desto mehr Sicherheit bekommt der Mensch und desto strukturierter verläuft die Hundeausbildung.

Unsere Medien sind voll mit guten Tipps und Ratschlägen (ich habe an anderer Stelle schon darüber geschrieben) doch jeder Hund ist eine spezielle Persönlichkeit. Selbst Hunde gleicher Rasse sind unterschiedlich im Charakter.

Dazu kommt, dass vielmals die Hunde einer Rasse wenig mit dem Image zu tun haben, dass sich in der Welt der Halbwahrheiten hartnäckig hält. Für mich ist das „NICE TO BE“ so ein Phänomen! Angeblich trifft dies auf ALLE Retriever zu! Ich suche dieses Phänomen immer noch, vielleicht müsste ich ein Jahrhundert zurück blicken. Rassetypische Fähigkeiten verändern, verlieren oder entwickeln sich im Laufe der Zeit und Zucht.

Ich finde die Führigkeit der Hunde ist äußerst individuell und kann selbst bei Wurfgeschwistern stark variieren. Deshalb sollte ich bei der Hundeausbildung gut gemeinte Ratschläge dahingehend überdenken, ob sie zu mir und meinem Hund passen. Es gibt nichts was IMMER hilft!

Vorstehhunde müssen bei ihrer ersten Prüfung eine weite Suche zeigen. Das bedeutet sie sollen sich weit von ihrem Menschen entfernen und in raumgreifendem Galopp, mit hoher Nase das Feld absuchen.

Für die Ausbildung bedeutet das:

Der Hund muss „gehen“ dürfen. Sein Mensch muss ihn ermuntern zu laufen, Krähen hinterher zu stürmen, mit Feldlerchen zu „spielen“.

Ich muss als Führer eines Vorstehhundes aushalten können, dass mein Hund, so klein er auch sein mag „weit weg rennt“! Also „arbeite“ ich nur in sicherer Umgebung weit weg von Straßen und Gefährdungen.

Die Bindungsarbeit muss andere Möglichkeiten nutzen. Das können gemeinsame Erlebnisse wie Reizangeltraining und Erkunden der „großen Herausforderungen“ des Lebens sein.

Der kleine Hund muss verlässlich wissen, wo er seinen Menschen wieder findet. Es ist keine leichte Aufgabe diese unabhängigen Hunde so zu führen, dass sie ihre Eigenständigkeit bewahren und trotzdem kontrollierbar und zuverlässig werden. Immer präsent sein ohne den Wildfang zu bedrängen ist der Schlüssel zum Leben und zur Arbeit mit Vorstehhunden.

Zudem müssen Vorstehhunde bei der ersten Prüfung Wild finden und dieses „vorstehen“.

Der Hund muss also in der Ausbildung Kontakt mit Wild (Vögeln wie Wachtel, Fasan, Rebhuhn) haben und den Geruch kennenlernen. Dafür braucht der Mensch wieder einen gut überlegten Plan. Kommt ein noch junger, sensibler Hund an einen Fasan kann der Schreck über die Größe des Vogels tief sitzen. Ein gewisser Grundgehorsam sollte beim Vorstehen vorhanden sein, zuviel Druck beeinträchtigt die Suche.

Der Mensch muss sich mit dem Thema Wind auskennen und zumindest die Windrichtung bestimmen können. Viele Anfänger vergessen im Eifer des Gefechts den Wind völlig, was fatal ist, da der Hund nur im Wind vorsteht. Der Wind kann zu einem mehr an Laufkilometern führen, wenn ich zuerst das halbe Feld umlaufen muss, um von der richtigen Windrichtung aus zu suchen.

Jagdhundeausbildung erfordert Fleiß!


Im nächsten Teil widme ich mich der Retriever-Grundausbildung!

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