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Der Charme des Labrador Retrievers

Am Sonntag trafen wir uns zum Dummytraining. Der Schnee war einigermaßen weggeschmolzen und die Temperaturen halb so kalt wie in der Vorhersage angekündigt!

Mich hatte, zum dritten Mal in diesem Winter, eine fiese Erkältung gepackt. Kopf, Ohren, Nase alles zu, Beine schwach und Stimme rau. Ehrlich gesagt quälte ich mich zum verabredeten Treffpunkt und wusste nicht, wie ich diesen Tag im Freien bewältigen sollte. Wir waren eine interessante, bunt gemischte Runde mit verschiedenen Hunden unterschiedlichsten Niveaus. Ehrlich gesagt: ich hatte keinen Plan gemacht und hoffte, dass sich meine Kreativität nicht krankgemeldet hatte. Außerdem vertraute ich auf meinen Co Trainer Wilhelm. 

 

Wilhelm lieferte die Grundideen für die Kernaufgaben. Dass er selbst ehrgeizig und anspruchsvoll ist, spiegelte sich in den Aufgaben. Also bauten wir auf: erst Grundgehorsam, dann Markierungen – mit Verleitungen, Memories, schließlich fügten wir die Teile zusammen, machten Partnerarbeiten daraus, erweiterten die Distanzen und schufen spannende Übergänge. Kalt war niemandem mehr! Die Hunde arbeiteten, wie Frauchen und Herrchen sie noch nicht oft erlebt hatten.

Mit beim Training waren zwei sehr junge Labradorhündinnen. Nani ca. 10 Monate und ein bisschen im Trainingsrückstand, da ihr Frauchen Martina eine langwierige Verletzung am Fuß ereilt hatte. Farah ca. 8 Monate, aus dem F-Wurf von Iceroots. Diese Hündin fällt auf mit ihrem Ehrgeiz, ihrem Willen und besonders ihrer klugen Aufmerksamkeit.

Lisa, ihr Frauchen ist 14 Jahre alt. Zusammen sind sie jugendlich locker und hoch konzentriert, wenn es darauf ankommt. Farah hat nur Augen für Lisa und Lisa hat Farah im Blick. Die Zwei haben keinen Trainingsrückstand und so spielen die beiden locker bei den Großen mit. Bei einer Aufgabe legten Martina und Lisa Dummies an eine Hecke. Abwechselnd sollten Nani und Farah diese Dummies holen, sich dann eindrehen und auf Markierungen geschickt werden.

Beide meisterten ihre Aufgabe wirklich hervorragend, doch irgendwann wurde es Farah zu bunt. Nani war gerade an ihrer Markierung angekommen, als es mit Farah durchging! Wie ein Blitz schoss sie nach vorne. Könnte sie sprechen hätte sie sicher zu Nani gesagt: „Hallo, ich bin`s, gebe mir doch bitte das Dummy, ich bringe es für dich zurück.“

Nani, völlig überrumpelt, legte sich sofort flach auf den Boden und sicherte IHR Dummy ab. Farah schwänzelte bezirzend um die am Boden liegende Nani und bekundete deutlich ihr Interesse am Dummy. Nani wollte jedoch partout ihr Dummy selbst behalten und blieb immer den Kopf wegdrehend einfach liegen. So langsam, man konnte es sehen, schwand Farahs Geduld. Sie erhöhte erst noch sanft, dann immer deutlicher den Druck. Unfassbar über Nanis Uneinsichtigkeit lies Farah nicht locker. Ohne Aggression, sehr subtil, aber mit stetig steigender Aufregung bearbeitete sie ihre Konkurrentin, bis Lisa kam und den kleinen Gauner abführte. Ihr Kamm war, vor Wut, vom Kopf bis zur Schwanzspitze gestellt.

Pädagogisch war es natürlich wertvoll, dass Nani stur geblieben ist, Lisa reagiert hat und die kleine Hexe Farah nicht zum Erfolg kam.…aber diese kleinen Sequenzen sind es, die den Charakter der Hunde aufdecken und das Wesen unverfälscht zum Vorschein bringen.

Farah ist selbstbewusst, mutig, klar im Kopf, ohne Aggression, hat einen starken Willen, eigene Ideen, ist schnell und unglaublich charmant!

Ich liebe sie alleine schon für diese freche Szene.

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